"Spätestens seit unzählige Organisationen in der Pandemie auf Homeoffice umschwenken mussten, ist klar, dass hierarchie- und kontrollbasierte Führung ausgedient hat. Es braucht Führungskräfte, die Eigeninitiative, Kreativität und die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen fördern – und sich auch selbst weiterentwickeln. Das ist gerade für die Generation Y, die häufig nach Entfaltungsmöglichkeiten sucht, eine gute Nachricht."
"Führungskräfte müssen als Erstes ihren Mitarbeitenden vertrauen. Vertrauen bedeutet aber nicht „Anything goes“. Vielmehr sind Führungskräfte gefordert, die übergeordnete Vision klar zu kommunizieren und die Mitarbeitenden zu unterstützen. Zweitens erfordert gerade die virtuelle Zusammenarbeit klare Leitplanken. Die Führungskraft muss klarmachen, welche Tools wie verwendet werden und was erwartet wird: wann und wie lange Mitarbeitende online sein müssen, wie schnell E-Mails beantwortet werden sollten, wie alle im digitalen Meeting zu Wort kommen und wie abgestimmt wird. Drittens ist es wichtiger denn je, dass Führungskräfte die neuesten technologischen Entwicklungen kennen und deren Auswirkungen abschätzen können. Beispielsweise, welche Konsequenzen additive Fertigung für ihre Produktion hat, was Blockchain für die Geschäftsprozesse bedeutet und welche Geschäftsbereiche durch Künstliche Intelligenz automatisiert werden können. Bei allem Wandel gibt es jedoch eine Konstante: die Grundbedürfnisse des Menschen. Sie zu kennen und zu berücksichtigen, ist die vierte Herausforderung. Der technologische Fortschritt bietet beinahe unbegrenzte Möglichkeiten. Orientierung gibt hier ein starkes Wertegerüst – aber nicht als Navigationsgerät, dem man blind folgt, sondern als Kompass, an dem man sich immer wieder ausrichten kann. Führungskräfte sollten sich daher fragen: Wofür stehe ich? Welche Werte sind mir besonders wichtig? Wie wird für andere erlebbar, wofür ich stehe? Je größer die Möglichkeiten, desto stärker müssen Führungskräfte klar für ihre Werte einstehen. Denn: If you do not stand for something, you will fall for anything."
"Die oben beschriebene Art der Führung hat besonders dort Bedeutung, wo Mitarbeitende gefordert sind, sich eigeninitiativ zu verhalten und neue Ideen zu entwickeln."
"Unternehmen waren extrem unterschiedlich gut darauf vorbereitet. Das betraf bzw. betrifft die technische Infrastruktur, aber auch die vorherrschende Organisations- und Führungskultur. Während Ersteres schnell verändert werden kann, ist Letzteres ein langwierigeres Unterfangen. Wo die Menschen gestern noch mit Stempelkarte und engen Zielvorgaben kontrolliert wurden, kann ich nicht erwarten, dass sie heute motiviert und eigeninitiativ aus dem Homeoffice arbeiten."
"Teilweise hat Deutschland das Problem, dass viele Unternehmen über Jahre hinweg sehr erfolgreich waren und es noch immer sind. Daher sehen sie oft nicht die Notwendigkeit, sich drastisch zu verändern. Wir laufen Gefahr, die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts zu verspielen. Durch die Pandemie sind viele Schwachstellen zutage getreten, in Unternehmen, aber auch in der Gesellschaft – denken wir nur an die Digitalisierung der Schulen. Ich kann nur hoffen, dass wir als Gesellschaft daraus gelernt haben und massiv in unsere Zukunftsfähigkeit investieren – in unsere Bildungseinrichtungen, unsere Unternehmen, aber auch in uns selbst. Lebenslanges Lernen auf allen Ebenen ist die Devise unserer Zeit."