Nachhaltigkeit ist nicht gleichbedeutend mit Umweltschutz, sondern umfasst vielmehr auch Aspekte wie Menschenrechte, gesellschaftliches Engagement, Kulturwandel und auch Weiterentwicklungsmöglichkeiten für die Mitarbeitenden. Zu beobachten ist ein neues gesellschaftliches Bewusstsein, das Nachhaltigkeitsaspekte nicht nur honoriert, sondern sie qualifiziert einfordert. Unternehmen stehen plötzlich vor der Herausforderung, nachhaltige Produkte zu entwickeln sowie den Produktionsprozess nachhaltig und CO2- neutral auszurichten. Der immaterielle Mehrwert der Nachhaltigkeit wird immer mehr zu einem modernen Gütemerkmal. Nachhaltigkeit beginnt genau dort, wo Entscheidungen getroffen werden. Bereits bei der Planung gilt es, neben den ökonomischen auch die ökologischen Aspekte im Blick zu haben. Erst die Kombination trägt zum nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg bei.
Daher beschäftigen wir uns in der 6. Ausgabe unseres Ingenics Magazine intensiv mit dem Thema „Nachhaltige Unternehmensnetzwerke“. Alle Expertinnen und Experten, die wir für diese Ausgabe interviewt haben, waren sich unabhängig voneinander einig: Unternehmen brauchen eine klare und konsequente Nachhaltigkeitsstrategie. Ohne Strategie kann Nachhaltigkeit nicht wirksam umgesetzt werden. Aktionismus und Alibi-Maßnahmen nein, strategisches Vorgehen ja. Genau das belegen eindrucksvoll die Success Storys der Schaeffler AG, der Alois Müller GmbH und der Deutsche Post DHL Group.
Viele Unternehmen erfassen und optimieren ihren CO2-Fußabdruck. Das ist sinnvoll, reicht aber nicht mehr aus. Unternehmen müssen im Blick haben, wo und in welchem Prozess CO2 generiert wird und wann welche Anlage umgestellt werden kann. Eine Fabrik mit hohem Energieverbrauch auf eine CO2-neutrale Produktion umzustellen ist eine enorme Herausforderung, denn die Investitionen lassen sich nur über Jahre stemmen. Unternehmen brauchen einen Masterplan, der umfassend definiert, mit welchen Maßnahmen was erreicht werden soll. Denn die Investitionen sind so erheblich und der Einfluss auf die Geschäftsmodelle und die Kostenstruktur der Produkte ist so deutlich, dass es einer strategischen Vorgehensweise bedarf, wie das über Jahre und vielleicht sogar Jahrzehnte erreicht werden kann. Entscheidungen im Bereich der Supply Chain werden jetzt schon durch den Aspekt der Nachhaltigkeit wesentlich mitbeeinflusst. Für den kontinuierlichen Umbau der Lieferstrukturen muss dem Thema allerdings auch die gebührende Priorität eingeräumt werden, um Abläufe in der Supply Chain unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten optimieren zu können.
Nachhaltigkeit muss nicht von oben verordnet, sondern glaubhaft vorgelebt werden. Transparenz ist hier der Erfolgsfaktor, um die Mitarbeitenden im Prozess mitzunehmen. Das Management muss das große Ganze vordenken, damit die Mitarbeitenden im Rahmen dieser Gesamtstrategie agieren können. Die Mitarbeitenden wollen wissen, wie das Unternehmen strategisch aufgestellt ist, um die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich und nachhaltig meistern zu können.
Nachhaltiges Handeln und wirtschaftlicher Erfolg gehören nicht bloß zusammen, sie bedingen sich gegenseitig. Nachhaltigkeit ist für mich die absolute Pflicht. Was notwendig ist, ist eine positive Sicht auf Veränderung. Wir brauchen eine Unternehmenskultur der Partizipation, des Dialoges, der sinnstiftenden Kommunikation und einer gelebten Wertekultur. Unternehmen müssen sich neu positionieren, um effektiv und nachhaltig zugleich durch die neue, unsichere Welt zu navigieren.