Diehl Aircabin GmbH

Target Costing bei Diehl Aircabin: So erfolgreich lassen sich Methoden der Automobil- auf die Luftfahrtindustrie übertragen

Kalkulation auf den Kopf gestellt – Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig verbessert

Target Costing kann bei konsequenter Umsetzung die Wettbewerbsfähigkeit erheblich verbessern. In einem Projekt bei Diehl Aircabin GmbH konnte Ingenics zeigen, dass die kostenorientierte Steuerung eine Orientierungsfunktion für den gesamten Entwicklungs- und Herstellungsprozess haben kann: Vorgehen, Hebel und Lösungen werden vom Ziel abgeleitet. Die Marge ist dann nicht mehr nur passive Konsequenz aus Konstruktion und Produktion.

Die wichtigsten Projektergebnisse und Ingenics Leistungen:
Kunde
Diehl Aircabin GmbH
Branche
Ergebnisse
  • Coaching der Teams
  • Unterstützung in wichtigen und kritischen Arbeitssitzungen
  • Aufbau eines Werkzeugkonzepts zur Kostensteuerung
  • Kostenbewertung
  • Margenoptimierung

Wie sind Verkaufspreise von Produkten oder Zulieferteilen zu kalkulieren, damit sie einerseits wettbewerbsfähig sind und andererseits die Hersteller ein zufriedenstellendes wirtschaftliches Ergebnis erzielen?

Tier-1-Lieferanten im Automobilbau ist diese zentrale Frage des Target Costing längst geläufig. Für Unternehmen der Luftfahrtindustrie ist sie eher neu – birgt aber enorme Kostenoptimierungspotenziale, wie Ingenics in einem Beratungsprojekt bei der Diehl Aircabin GmbH am Standort Laupheim zeigen konnte.

Was sich im Automobilbau bewährt hat, beginnt sich mit Verzögerung und unter Anpassungen auch in der Luftfahrtindustrie durchzusetzen. Dass die Managementmethode der Festlegung von Zielkosten als Ausgangspunkt der Kalkulation eine wichtige strategische Entscheidungshilfe sein kann, zeigt sich nun also auch im Bereich der Auftrags- und Kleinserienproduktion für die Luftfahrt. Ingenics bietet sowohl die Methodik als auch das Know-how für Einführung und Umsetzung.

Als weltweit führender Lieferant für Flugzeughersteller hat Diehl Aircabin den dringenden Handlungsbedarf vergleichsweise früh erkannt – und reagiert, um eine akzeptable Ertragssituation längerfristig abzusichern. Aufgabe der Ingenics Beraterinnen und Berater war es, Methoden und Vorgehen zu entwickeln und abzusichern. Ein für den Erfolg dieses Projekts bei Diehl Aircabin entscheidendes Detail war, die gewohnten Fragestellungen bezüglich der Kostenrechnung „auf den Kopf zu stellen“. Anstatt wie bisher zu formulieren: „Was wird ein Produkt kosten?“ war nun zu fragen: „Was darf das Produkt kosten?“ Das bedeutet, dass auf dem Wege einer Rückrechnung vom Verkaufspreis ausgehend ermittelt wird, wie hoch die Kosten höchstens sein dürfen und welcher Kostenanteil auf welche Bereiche entfallen soll. Werden die maximal erlaubten Kosten überschritten, wird nicht das Produkt teurer, sondern der Ertrag geringer.

Bei Diehl Aircabin trafen die Beraterinnen und Berater vergleichsweise komplexe Verhältnisse an. Als Unternehmenseinheit des Teilkonzerns Diehl Aerosystems der Diehl Gruppe, bietet der Luftfahrzeugausrüster umfassende Systemlösungen und -funktionen rund um die Flugzeugkabine an. Unter anderem produziert das Unternehmen die mitunter aus über 100.000 Bauteilen bestehende Innenausstattung für Flugzeughersteller wie Airbus, Boeing, Eurocopter, Bombardier und Embraer.

Bisher war es in der Flugzeugindustrie üblich, dass Besteller und Auftragnehmer lange vor der tatsächlichen Produktion einen Preis festlegten. Faktisch ergaben sich aber regelmäßig Diskrepanzen zwischen den technischen und finanziellen Hypothesen aus der Angebotsphase und den späteren tatsächlichen Lösungs- und Herstellkosten. Gemeinsam mit einem Experten-Team von Diehl verschafften sich die Ingenics zunächst einen Überblick über die Soll-Kosten auf Basis der tatsächlichen Produktionsmenge. Die wiederkehrenden Kosten, die in der Serienproduktion ab dem 100. Flugzeug anfallen (t100) spielen in der Rechnung die zentrale Rolle: Sie müssen in der Serie stabil sein.

Die Prognose dieser „Recurring Costs“ (RC) ist eine entscheidende Steuergröße zur Optimierung der Marge und wird zur gemeinsamen Arbeitsbasis für alle Teams, wobei es einer Serien-Produkt-Definition und -Bewertung, also einer kostenbewerteten Stückliste bedarf. Basis ist jeweils die Losgröße unter Berücksichtigung aller Modifikationen und vorgesehenen Verbesserungen.

Dieser Ansatz hat mit der konventionellen Kostenrechnung nicht mehr viel zu tun. Um bereits in der Entwicklungsphase zu Kostenvorgaben mit steuerndem Charakter zu kommen, werden nach der Ingenics Methode die Soll-Kosten wöchentlich aktualisiert und mit dem Stand der Entwicklung synchronisiert. Mit der „RC-t100-Prognose“ wird die Verschwendung von Zeit und Aufwand für Entwicklungen vermieden, die sich wegen nicht erreichbarer Kostenziele als nicht umsetzbar erweisen.

Im Gegensatz zu Unternehmen, die lieber gar keine Kosteninformationen weitergegeben als ungenaue – was im Ergebnis zu einer fatalen „Kostenblindheit“ führt –  hat man bei Diehl Aircabin die Zeichen der Zeit erkannt und entsprechend gehandelt.