Vieles spricht dafür, die verschiedenen Technologien nach Bedarf frei zu kombinieren. „Nebenher“ schafft die Möglichkeit des Aus- und Wiedereinschleusens eines Fahrzeugs an flexibilisierten Arbeitsplätzen die Voraussetzung für eine gleichmäßigere Auslastung der Mitarbeitenden.
Weis: Nachdem wir unsere Idee in Veröffentlichungen vorgestellt hatten, bot sich uns häufig Gelegenheit, sie mit OEMs konstruktiv zu diskutieren. Natürlich war die Skepsis anfangs groß, vor allem hinsichtlich der Verwirbelung der Montagereihenfolge durch den Schwarmbereich. Letztlich sind wir auf sehr viel Interesse gestoßen. Wichtige Themen waren die Investitions- und Flächenbedarfe. In allem konnten wir diesbezügliche Vorbehalte ausräumen und offene Fragen anhand unserer Simulationen klären. Der Schwarmbereich ist ein deterministisches System, d. h. die Produktionssteuerung kann vorab errechnen, wann Fahrzeuge in den Schwarmbereich einlaufen, wie lange sie sich darin befinden und wann sie in die Linie zurückkehren. So kann auch die Reihenfolge für die Logistikanstellung für die Linie nach dem Schwarmbereich ermittelt werden.
Weis: Wir konnten in unterschiedlichen Projekten Teilkonzepte aus unserem Gesamtkonzept Schwarmmontage einbringen. Eine komplette Schwarmmontage ist im Moment noch nirgendwo realisiert. Im Vergleich zur herkömmlichen Fließmontage haben wir ja einen gänzlich anderen Ansatz, das muss sich bei den Kunden wohl erst einmal gedanklich setzen. Rom wurde auch nicht in zwei Jahren erbaut, nicht wahr? Das Interesse ist jedenfalls ungebrochen.
Weis: Die Schwarmmontage rechnet sich überall dort, wo es in der Ausstattung der Fahrzeuge große Unterschiede gibt. Und sie rechnet sich dadurch, dass unterschiedliche Baureihen oder Derivate in derselben Montage gefertigt werden können. Beispielsweise wenn es um Ausstattungsmerkmale wie mit/ohne Schiebedach oder Cabrio/Coupé geht. Also ist das Prinzip der Schwarmmontage auch im Segment von preiswerten Fahrzeugen umsetzbar. Eine Simulation anhand konkreter zu produzierender Fahrzeuge ist auf jeden Fall immer sinnvoll, um eine wirtschaftliche und vor allem zukunftsflexible Entscheidung treffen zu können. Es geht ja nicht nur um aktuell geplante Fahrzeuge, sondern auch um das, was noch kommen könnte. Die Zukunftsflexibilität ist sogar eine der größten Stärken dieser Idee: Wenn man flexible Betriebsmittel und fahrerlose Transportsysteme (FTS) einsetzt, muss man im ersten Schritt die Schwarmmontage noch gar nicht umsetzen, kann es aber jederzeit nachholen. Wir wissen z. B. alle nicht sicher, ob sich die rein batterieelektrischen Antriebe durchsetzen werden. Im Vorteil ist, wer auf aktuelle Entwicklungen am schnellsten reagieren kann.
Weis: Selbstverständlich sind wir über unser Ingenics Innovation LAB dabei, unsere Konzepte auch mit selbst lernenden Systemen, Künstlicher Intelligenz oder dem Digitalen Zwilling abzubilden. Zielsetzung ist es hier, die Prozesskette zwischen Entwicklung, Lieferanten, Produktion, Logistik sowie Aftersales effizient und zukunftsgerichtet zu vernetzen. Selbstlernende Systeme spielen vor allem auch in der Produktionssteuerung eine gewichtige Rolle.