Schmetzer: Bevor wir über Veränderungen reden, lassen Sie mich kurz was zur Begrifflichkeit sagen. New Work impliziert, dass wir plötzlich alles anders machen und das stimmt ja nicht. Die Corona-Krise beschleunigt letztendlich die Digitalisierung der Arbeitswelt und entwickelt sich mehr und mehr zum positiven Katalysator. Auch den Begriff der Post-Corona-Arbeitswelten sehe ich kritisch, weil er eine begrenzte Zeitspanne suggeriert, die aber irreführend ist, da die Pandemie die Arbeitswelt langfristig verändern wird. Aus meiner Sicht reden wir nicht über die eine Arbeitswelt, sondern über verschiedene. Denn die Arbeitswelt an sich ist nicht homogen, sondern vielfältig. Wir sprechen deshalb von „Arbeitswelten der Zukunft".
Schmetzer: Als Beratungsunternehmen beschäftigen wir uns vorrangig mit Themen wie Digitale Transformation und Effizienzsteigerung. Das ist das, was unsere Kunden am meisten beschäftigt. Die Veränderung der Arbeit basiert auf einem tiefgreifenden wirtschaftlichen und kulturellen Wandel. Neue Technologien, Digitalisierung, Automatisierung und eine allumfassende Vernetzung führen dazu, dass nicht nur bestimmte Berufe überflüssig werden und neue hinzukommen, sondern dass wir die Organisation von Arbeit komplett neu denken müssen. Wir haben deshalb sechs Thesen entwickelt, die sich mit den Aspekten Arbeitsformen, Arbeitsstrukturen, Unternehmenszielen und Individualbedürfnissen, ökologischen und ökonomischen Dimensionen, Führungsstrukturen und Chancengleichheit beschäftigen. Klingt zunächst abstrakt, ist aber ganz simpel. Denn wenn wir jede These genau analysieren, können wir das Veränderungs- und Handlungspotenzial ermitteln. Wichtig ist, dass wir diese Bereiche nicht voneinander losgelöst betrachten. Die Arbeit der Zukunft muss ganzheitlich betrachtet werden – das ist für mich die größte Herausforderung überhaupt.
Schmetzer: Aktuell wird das Thema sehr gehypt. Das ist gut, birgt aber auch Gefahren. Denn aus meiner Sicht stehen wir beim Thema „Arbeitswelten der Zukunft“ erst am Anfang, da viele Unternehmen nur einzelne Aspekte umsetzen und die Thematik bislang noch nicht ganzheitlich denken. Wir brauchen weder Sozialromantik noch dogmatische Ansätze. Was wir vielmehr brauchen, sind agile Arbeitsmethoden und neuen Organisationsdesigns. Und den Mut, sich darauf einzulassen. Ich halte es deshalb für ganz wichtig, zu starten, Experimente zu machen und daraus zu lernen.
Schmetzer: Das Thema „Arbeitswelten der Zukunft“ ist mehr als Employer Branding oder Marketing. Wir müssen weg von den Buzzwords hin zu einer neuen Definition. Und hier kommen wieder unsere sechs Thesen ins Spiel. Digitale Transformation ist mehr als nur ein Change-Projekt zur Einführung digitaler Geschäftsmodelle im Unternehmen. Digitale Transformation und Transformation der Arbeit werden nicht mehr voneinander zu trennen sein. Es geht in Zukunft darum, diese Veränderungsprozesse aufeinander abzustimmen, neue Lösungen zu suchen und Synergien zu definieren. Das bedeutet aber auch, dass Unternehmen ernsthaft an ihren Prozessen arbeiten müssen. Die Unternehmensführung muss sich die Frage stellen: Will ich das wirklich? Und auch die Mitarbeitenden müssen sich fragen: Will ich diesen Weg mitgehen? Wenn beide Haltungen zusammenpassen, bleibt es nicht bei einzelnen Beispielen in einer Abteilung, sondern erst dann hat man auch die Chance, sowohl kleine als auch sehr große und vielschichtige Organisationen zu verändern.